Kontingenzbewusstsein

Regelmäßige Kinogänger, die sich auch gerne damit befassen, wie Filme entstehen, hatten schon länger die Chance, zu wissen, dass man den Bildern eben nicht bedingungslos vertrauen sollte bzw. dass es ratsam ist, ihnen mit einem gewissen Kontingenzbewusstsein zu begegnen.

Was oder wie es nun wirklich war, interessiert mich nicht. Mir erscheint es doch heilsam, wenn unser Glaube an die Macht der Bilder etwas erschüttert wird.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/jan-boehmermann-varoufakis-stinkefinger-in-video-manipuliert-a-1024321.html

 

Antifragilität II

Ich bin nach wie vor bei der Lektüre.  Einem Connaiseur der Systemtheorie im Kontext von Sozialer Arbeit können viele Motive im gleichnamigen Büchlein durchaus bekannt vorkommen: ungeplante Nebenfolgen des Handelns, Nichtwissen als Ressource, Emergenz (um nur einige zu nennen).

Was mich dabei jedoch besonders fasziniert, ist der Umstand, dass ein Wirtschaftsfachmann und ehemaliger Trader an der Wall Street sich für derlei Motive ausspricht und quasi im Rundumschlag einige radikale Umdeutungen zu allseits anerkannten Grundannahmen vornimmt: Mir gefällt dabei der Gedanke besonders, dass Evolution sich nicht anhand von Plänen, Konzepten und Zielvorgaben orientiert, sondern „wild“ und zufällig nach Versuch und Irrtum. Es gehe darum, bewusst blind für die Zukunft zu agieren und Prognosen äußerst skeptisch zu begegnen, weil diese immer aufgrund der Daten der Vergangenheit erstellt werden.

Für eine abschließende Rezension des Buches von Nicholas Taleb ist es noch zu früh. Ich werde dran bleiben.

 

Anerkennung und Soziale Arbeit

Ich arbeite gerade an einer Hausarbeit zur Ökonomisierung der Sozialen Arbeit, die den Diskurs diesbezüglich näher untersucht. Dabei ist mit eine nicht-systemischer-Artikel aufgefallen, 😉 der äußerst diskussionswürdig ist. „Perspektiven der Sozialen Arbeit“ von Roland Lutz skizziert ein neuformuliertes Verständnis über Soziale Arbeit (immer noch „neu“ bzw. „neuer“, auch wenn der Artikel von 2008 ist ;). Bitte lesen. Nicht weil es ein so hervorragender Text ist, sondern weil die darin ausgeführte Reformierung des Sozialen eine systemische Soziale Arbeit meiner Meinung nach unmöglich macht. Denn er beschreibt eine Soziale Arbeit, dessen ökonomisches Programm so mächtig ist, dass andere Programme nicht nur vernachlässigt, sondern dass auch der Code von sozialer Arbeit ausgesetzt werden würde (wie auch immer dieser Code auch heißen mag…) (Bsp. Zwei-Klassen-Sozialarbeit) .

 

http://www.bpb.de/apuz/31335/perspektiven-der-sozialen-arbeit?p=all

 

Interessant und für das neue Kundenverständnis dieser Sozialen Arbeit prägend, ist, dass die Soziale Arbeit endlich die „Anerkennung des Anderen“ (Honneth), mit Anderen ist der Kunde gemeint, realisieren soll. Hierbei vertritt er ein Verständnis von Kunde, der individualisiert, als unternehmerisches Selbst dann zu unterstützen ist, wenn er aktivierungswillig ist. Diese Sichtweise ist mir nicht neu, neu ist mir nur, dass hierzu Axel Honneth zitiert wird. Denn Honneth Ausführungen zur Anerkennung basieren auf einem Kampf um Anerkennung und nicht die Anerkennung der Situation/ Strukturen von prekären Lebenslagen. Nicht die absolute Anerkennung der Autonomie des Kunden, sondern die Anerkennung gemeinsamer Werte ist bei Honneth der wesentliche Aspekt, aus dem sich dann durch eine positive Rückbeziehung u.a. Selbstbewusstsein und schließlich Autonomie entwickeln kann. Denn die Lutz´s Interpretation von Honneth´s Anerkennung würde jedes „soziale Band“ zwischen den Menschen zerschneiden.

 

Oder? Oder nicht? Was sagen die Honneth-kenner? 😉

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