Mal Butter bei die Fische!

Ich gebe zu, ich bin etwas ermüdet… und zwar ob der Tatsache, dass ich den Eindruck habe, dass systemische und/oder systemtheoretische Perspektiven schon sehr auf beraterische Kontexte Anwendung finden und darüber hinaus wenig passiert. Das ist natürlich naheliegend und nachvollziehbar, wenn man die hiesige Geschichte der systemtheoretischen Rezeption anschaut. Doch mir greift das zu kurz. Mir scheint doch, dass diese Form der Ordnung von Beobachtung weitaus umfänglicher wirken kann, als nur im Beratungskontext.

Ich persönlich halte mich mit dem Kalkül seit 13 Jahren in verschiedenen Kontexten der Gemeinwesenarbeit bzw. im Kontakt mit kommunalen Akteueren im ländlichen Raum bei geistiger Gesundheit (zumindest nach meinem Eindruck 🙂 ) bzw. hoffe ich, den KollegInnen im Arbeitsfeld auch ein wenig von diesen Anschlussmöglichkeiten zu vermitteln. Die Arbeit in Gemeinwesen erscheint mir sowieso als maßlos unterschätzt: Wer schonmal Jugendarbeit oder eine Begegnungsstätte als SozialarbeiterIn in einem Ort mit 6.000 Leuten, wo jeder jeden kennt, gemacht oder geleitet hat, weiß, wie das ist, plötzlich eine öffentliche Person zu sein.

Mich würde jetzt interessieren, in welchen Arbeitsfeldern hier so systemisch gearbeitet wird. Also: Mal bitte Butter bei die Fische!

Individualisiert Soziale Arbeit gesellschaftliche Themen ?

In der Sozialen Arbeit gibt es nach meiner Beobachtung (vorliegend ein Beitrag von Frank Eger) eine anhaltende Attraktivität, nach dem grundlegenden BA-Studium eine beraterische/therapeutische Weiterbildung aufzunehmen. In der Folge werden scheinbar personenbezogene Themen (bspw. die Schulabstinenz eines Jugendlichen)  in die Beratung aufgenommen. Im glücklichen Fall versteht der Sozialarbeiter das Beratungsangebot als „Anregung“ und nicht als Instruktion an die Adresse des zu Beratenden. Castell (2011) moniert dann auch im Hinblick auf  klassische Sozialarbeit: »Diese hat einen gesellschaftlich-politischen Auftrag – die soziale Integration ihrer Adressaten zu fördern –, den sie aber in der Form verwirklicht, dass sie daraus ein Problem der Individuen macht und deren persönliche Verhältnisse bearbeitet.« Ich bin zwar der Ansicht, dass der Hinweis von Castell pauschal ausfällt und von Seiten des Jugendsozialarbeiters  bzw. Schulsozialarbeiters durchaus auch Veränderungen im organisationalen Bereich (Schulen, Jugendämter usw.) angeregt werden. Grundsätzlich stellt sich aus meiner Sicht jedoch die Frage, ob Sozialarbeiter über den organisationalen Bereich hinaus auch ein Anregungspotential auf Gesellschaft entfalten können. Wer wäre der Adressat dieser Anregung – das Funktionssystem Politik, das Funktionssystem Jugendhilfe (Hansbauer hat die Jugendhilfe als gesellschaftliches Funktionssystem vorgeschlagen) oder Schule ? Kann Gesamtgesellschaft mit den sozialarbeiterischen Themen überhaupt erreicht werden ?

Ein glückliches 2015!

Wünsche ich uns allen hier!

(auch wenn das Glück das Unglück systemtheoretisch reflektiert mit sich führt…)

Nur mal so und besser spät als nie 🙂

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