Digitalisierung gestalten!

Der digitale Wandel ist in vollem Gange und betrifft alle Lebensbereiche. Die Digitalisierung verändert die sozialen Beziehungen, Erwartungen und möglichen Positionen von Einzelnen, Gruppen und Regionen.
Auch wenn von verschiedenen Seiten die Bemühungen intensivieren werden, Menschen, Arbeitswelt und Sozialräume auf eine digitale Welt vorzubereiten, können sie nicht den Job für die Soziale Arbeit übernehmen.

Wie sind die Effekte in der Praxis spürbar und welche Themen bringen die Soziale Arbeit in die Position, verantwortlich an den Veränderungen mitzuwirken?

Wir möchten das Thema sowohl hier diskutieren als auch in einer Reihe von Veranstaltungen in diesem Jahr direkt Erfahrungen und Perspektiven austauschen.

Wilfried Hosemann

Neu: Zertifizierung von Fortbildungsveranstaltungen, Workshops und Supervisionsangeboten von Seiten der dgssa

Die dgssa zertifiziert auf Grundlage der Zertifizierungsordnung von 2012 Weiterbildungen. Die Weiterbildungen, welche mit dieser Zertifizierungsordnung erfasst werden, haben einen Umfang von ca. 400 Stunden.
Ziel ist es nun, auch für einzelne Veranstaltungen, kürzere Ausbildungszyklen und Supervisionsangebote eine Qualitätssicherung auszuweisen, der eine eindeutige und transparente Ausrichtung am wissenschaftlichen und fachlichen Profil der DGSSA zu Grunde liegt. Das Angebot an systemischen Fortbildungen, die sich differenziert an Angebotsfeldern oder an methodischen Fragen ausrichten, hat sich hat sich inzwischen deutlicher ausgeweitet und diversifiziert. Insbesondere werden deutlich mehr Fortbildungen und Workshops mit einem geringen Stundenumfang, im Segment von bis zu ca. 150 Stunden, angeboten. Darüber hinaus beseht das Anliegen, Supervisionsangebote zu zertifizieren.
Um den Veränderungen der beruflichen Anforderungen und Bedingungen gerecht zu werden, wird die Zertifizierungsordnung von 2012 ergänzt.

Die Zertifizierung des Segments von Veranstaltungen im Umfang bis zu 150 Stunden  und Supervisionsangeboten soll auf der Basis des Verständnisses von Systemischer Sozialer Arbeit, wie es in den Grundlagen der Zertifizierungsrichtlinien beschrieben ist, erfolgen. Dort heißt es :
“ Für die Zertifizierung ist maßgebend, dass ein erkennbarer Bezug zum fachlichen und akademischen Austausch über Grundlagen und Entwicklungen der systemischen Ansätze und Theorieentwicklung in der Sozialen Arbeit ausgewiesen werden kann, sowie auf die Effekte unterschiedlicher Systembegriffe für die Praxis, z. B. individualisierende Perspektiven zu erweitern.“
Der Vorstand wird die Mitglieder der dgssa an den Inhalten einer Erweiterung der Zertifizierungsordnung beteiligen. Zu dem Zweck wird in nächster Zeit per Newsletter eine entsprechende Information an die Mitglieder erfolgen. Vorab wird eine Diskussionsmöglichkeit mit der vorliegenden Eingabe im Blog eröffnet.

Avenidas

Die Auseinandersetzungen um das nachfolgende Gedicht von E. Gomringer an der Außenfassade der Alice Salomon Hochschule ASH Berlin haben eine bundesweite Resonanz in der Öffentlichkeit gefunden.

avenidas
avenidas y flores
flores
flores y mujeres
avenidas
avenidas y mujeres
avenidas y flores y mujeres y
un admirador

Übersetzt auf Deutsch, heißt es in dem Gedicht:

Alleen
Alleen und Blumen
Blumen
Blumen und Frauen
Alleen
Alleen und Frauen
Alleen und Blumen und Frauen und
ein Bewunderer

Die ASH ist eine der traditionsreichsten und größten Ausbildungsstätten für Soziale Arbeit mit Folgewirkungen in Praxis, Wissenschaft und Forschung. Damit trägt die ASH mit ihrem Einfluss Verantwortung für die gesamte Soziale Arbeit.
Welche Interpretationen von Sozialer Arbeit an diesem Ort des professionellen Diskurses Bedeutung erlangen und wie diese in die gesellschaftliche Kommunikation einfließen, ist auch aus einer professionellen und systemischen Perspektive interessant. Genau diese beiden Perspektiven möchten wir mit Ihnen diskutieren, um dann zu entscheiden, ob und in welcher Form wir Stellung nehmen wollen. Wir bieten folgende Ausgangsfragen an:

• Nach Entscheidung des Senats der ASH lässt die Hochschule mit „Avenidas“ ein Gedicht überstreichen, welches in dem Antrag der Studierendenseite mit sexueller Belästigung assoziiert wurde.
Mit welchen längerfristigen Effekten auf die Klienten, die kollegiale Diskussion und die Wahrnehmung der Sozialen Arbeit im Kreis der psychosozialen Professionen ist infolge der Entscheidung zu rechnen?

• Ist es angemessen, dass sich das Rektorat der ASH in der Debatte um das Gedicht auf Partizipation und Demokratisierung, und damit auf Leitideen Sozialer Arbeit, bezieht?

• Welche Zukunft der Sozialen Arbeit lässt sich entlang des Konfliktes und seiner Gestaltung durch die Hochschulleitung diskutieren?

• Wie wird sich die Soziale Arbeit entwickeln, wenn sie mit dem Erreichen von sozial angestrebten Zielen (bspw. dem Ziel der sexuellen Selbstbestimmung) gleichgesetzt wird?

• Wie gelingt es Sozialer Arbeit im Rahmen der Debatte, eine gemeinsame Sprache mit Menschen außerhalb des gesellschaftlichen Funktionsbereichs Sozialer Arbeit zu finden? Wie kann unterstützt werden, dass Soziale Arbeit wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht?

Dornröschenschlaf?

Vielleicht gelingt es ja, mit Schreckensmeldungen, welche die Soziale Arbeit direkt betreffen, diesen Blog ins Leben zurück zu schocken…

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/missbrauchsfall-bei-freiburg-praesidium-prueft-jugendamt-a-1189363.html

Wer hat da gepennt? Welche Kontexte begünstigen ein Wegsehen? Was muss eigentlich von wem gesehen werden?

Und: Kommt jetzt bald die Zertifizierung samt Qualitätsmanagement und Dokuanforderungen in den Hilfen zur Erziehung?

Die Schockstarre löst sich …

Die Schockstarre löst sich…

die Vertreter der zukünftigen Jamaikakoalition agieren schon, kalkulieren, optionieren, wägen ab.
Ja, das erwarten wir ja auch von unseren Ge-und Erwählten.
Der eigene Denkraum bewegt sich aus der Schockstarre “O Gott, das darf doch nicht wahr sein; soooo viel für die AFD“, zum Vorsichtigen: „Mal sehen, was das bringt, jedenfalls sind die Karten neu gemischt“; sich Raum zu verschaffen, es stellt sich vielleicht sogar die Bereit¬schaft ein nun doch aktiver am politischen Geschehen zu werden, die Trägheit aus Zeiten der Gro¬Ko hat keine Berechtigung mehr. Die Wahlergebnisse von Österreich und Tschechien, obwohl dort wesentlich extremer, schocken schon nicht mehr ganz so hart.
Nun, ich hör euch schon rufen: Gut und schön, aber was hat das alles mit der Sozialen Arbeit und / oder gar mit systemischen Denken zu tun?
Unsere Anschlußfägigkeiten sind gefragt, unser „man kann ja eh nichts ändern“ Schulternzucken lässt sich nicht mehr mit „Kontingenz“ erklären. Die zum Ringen angetretenen Parteien wollten in ihren Wahlprogrammen im Bereich „Soziales“, „Arbeit“, „Integration“ und „Inklusion“ manch brauchbares, hoffnungsvolles; es wird Zeit nun von seiten der Sozialen Arbeit zu formulieren, was es für Bedarfe gibt, welche Qualität Soziale Arbeit hat und wie diese auch in Zukunft erhalten wer¬den kann. Das Zusammenfinden der drei neuen Farben ist auch Emergenz und fordert die Bereit¬schaft Neues auch zu formulieren.
Beteiligtsein und -werden wird wohl nun der Maßstab werden, an dem soziales Arbeiten in Theo¬rie und Praxis (obwohl es diese Trennung gerade im systemischen Denken kaum geben kann) ihre Qualität schärfen wird. In den Zeiten der GroKo hatte ich den Eindruck, dass sich die Bereiche der sozialen Versorgung „in der Breite“ einrichteten, Märkte wurden erschlossen und definiert; manche Wildheit der Ökonomisierung um die Jahrhundertwende fand ihren Platz in der Behäbigkeit von Or-ganisationsentwicklung und Platzfindung. Die Herausforderungen durch die große Anzahl von Flüchtlingen und die folgenden Fragen der Integration ließen das Management der sozialen Dienste etwas aufschrecken, doch war man schon auch sehr froh, dass die Anstrengungen der bürgerlichen Selbsthilfe die Stressspitzen stark abflachten, die Bereitschaft rasch und unkompliziert Hilfsstruktu¬ren zu entwickeln, blieb lange Zeit den örtlichen Helferkreisen vorbehalten. Manchmal hatte man auch ganz erstaunt den örtlichen und regionalen Behörden zugesehen, wie rasch und handlungssi¬cher diese auftraten und Hilfestrukturen schafften, gelegentliches administratives Versagen wurde skandalisiert, oft zurecht, manchmal auch genüsslich.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie die Gemengenlage von örtlichen Helferkreisen, be-auftragten Wohlfahrtsverbänden und öffentlicher Verwaltung nicht nur im Bereich der Flüchtlings¬hilfe sondern auch in anderen Bereichen der sozialen Arbeit „Hefe im Sauerteig“ der Entwicklung sein wird. Ein Beispiel hierzu: Die Meinung, dass die Hilfebereitschaft im Umgang mit den Flücht¬lingen, die Sorge um die „eigenen Armen“ verkleinern ließ und dass u.a. auch deshalb die AFD einen solchen Zulauf bekommen hätte (was im Übrigen nicht stimmt), lässt vermuten, dass es auch vor dem Flüchtlingszustrom ein gewisses Ausmaß an bürgerlichem Engagement gegeben hätte, Ar-mutsbekämpfung zu betreiben. Die periodisch erscheinenden Armutsberichte, zuletzt von der Ber-telsmannstiftung, sind nicht nur der empirisch erhobene gesellschaftliche Skandal, sondern zuerst mal Auftrag nachzudenken, welcher Art von öffentlicher Verantwortung für die soziale Sicherheit gegenwärtig und für die Zukunft notwendig wird. Als Beispiel sei die Kinderhilfe angeregt; der ra¬pide Anstieg der Kinderarmut ist sicher auch dem Kinderzuzug im Geschehen mit den Flüchtlingen verbunden, aber viel mehr besorgniserregend ist doch, dass die soziale „Vererbung“ von Armut nun seit Generationen bereits anhält. Das Abgehängtsein von Bildungsprozessen und beruflichen Per¬spektiven ist zu einer Sozialisationsgrunderfahrung besonders in den Großstädten geworden. „Hart¬zen“ als Berufsperpektive zum zynischen Witz. Hier gilt es zu überlegen, ob die Kinder- und Ju¬gendhilfe nicht von der Hilfe für die Eltern abgekoppelt werden sollte, also die finanziellen Mittel nicht mehr zum Familieneinkommen werden. Es ist doch ein Skandal, dass z.B. das Kindergeld bei Hartzbezug angerechnet wird, die Kinder somit zu ihren eigenen Mitteln keinen Zugang bekom¬men.
Selbstverständlich gehört in diesem Zusammenhang die Diskussion der Einkommen insbesondere der niedrigen Lohngruppen, besonders bei zeitlich befristeten und Leiharbeitverträgen dazu. Das Auseinandertriften der Einkommensschere hat das Maß der Unerträglichkeit schon lange erreicht.

Das Beispiel steht für Vieles; Fragen zum internationalen Zusammenwirken Sozialer Arbeit gerade jetzt in Zeiten der sogenannten Erfolge der populistischen Marktschreier drängen sich auf. All diese werden an der Schraube der sozialen Sicherung drehen, wie es in den USA sofort nach dem Administrationswechsel geschehen ist, auch in Österreich wurde es bereits angekündigt.
Es wird kälter werden, viel kälter und es wird, wie immer, die Soziale Arbeit und deren Legitimation nachgefragt sein, die Lampe der gesellschaftlichen Wachsamkeit und Solidarität zum Glühen zu bringen.

Mit solidarischen Grüßen
Hubert Jall, Füssen

Wille und Macht in der Sozialen Arbeit – Fachnachmittag der DGSSA

Fachnachmittag der DGSSA im Schlot

Freitag, 10. November 2017 in Berlin
ORT: Kunstfabrik Schlot Invalidenstraße 117, 10115 Berlin
UHRZEIT 13 – 17 Uhr

Der Fachnachmittag ist dem kollegialen Austausch gewidmet. Entlang der Themen „Wille und Macht in der Sozialen Arbeit“ können sich Interessierte zusammenfinden und Erfahrungen und Ideen austauschen. Nach der Bundestagswahl ist sicherlich ein guter Zeitpunkt für die Themen:

– Genügt der Wille der Klienten als Basis für eine Zusammenarbeit mit diesen?
– Mit welchen Rückwirkungen auf die Soziale Arbeit ist zu rechnen, wenn als Ausgangspunkt der Interaktion Sozialer Arbeit mit Klienten der Wille der Klienten gilt?
– Was macht einen Willen zu einem guten Willen? Können Ansätze der Sozialen Arbeit darauf verzichten, für eine Entwicklung der Klienten hin zu einem „guten Willen“ Programme zu haben und Macht auszuüben?
-Woran können unsere Klienten entdecken, dass Soziale Arbeit dem Willen der Klienten gesellschaftlicheBedeutung und Einfluss verleiht?
-Was macht sozialarbeiterische Machtausübung zu einer guten Machtausübung?

Wir, der Vorstand, geben die Fragen zur Diskussion im blog frei, um vorab den Blick für das Thema in Vorbereitung auf den Fachnachmittag zu schärfen!

2017

Zunächst einmal ein fröhliches und gesundes Jahr 2017 in die Runde hier.

Dieser Blog hat mittlerweile zwei volle Jahre auf dem Buckel. Auch wenn es hin und wieder sehr mühselig ist, als (fast) einsamer Rufer in der Wüste zu stehen, ist es mein guter Vorsatz, auch weiterhin hier hin und wieder etwas zu schreiben – auch wenn ein wenig Verstärkung oder Resonanz manchmal sehr nett wäre. Aber man kann/will ja nichts erzwingen. 😉

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Grenzen setzen

Nach mittlerweile fast 15 Jahren im Beruf und der Teilnahme an vielen Supervisionssitzungen möchte ich mal auf ein Thema zu sprechen kommen, dass immer wieder auffällt:

Grenzen setzen…

Was hat es denn mit diesen Grenzen auf sich? Ist die Soziale Arbeit eine Profession, die mehr oder weniger Grenzen setzen sollte als andere? Fällt das Grenzen setzen SozialarbeiterInnen leichter oder schwerer als anderen? Was treibt uns mit den Grenzen so um?

Hat wer Ideen?

(Ich könnte ja jetzt – ganz unsystemisch – wieder mit Kampfkunst anfangen, will aber mal sehen, was andere sagen.)

Stellung beziehen

Die Auseinandersetzungen um den Umgang mit den Flüchtlingen, die sozialen Spannungen vor Ort und die sozialpolitischen Konflikte betreffen die Soziale Arbeit direkt.

Soll die DGSSA dazu öffentlich oder mit anderen gesellschaftlichen Akteuren Stellung nehmen?

Auf welche Inhalte sollten wir Schwerpunkte setzen und wie eine systemisch inspirierte Sichtweise zum Ausdruck bringen?

Als Vorstand wollen wir diese Fragen nicht stellvertretend für die Mitglieder entscheiden, sondern sie mit Ihnen im Blog diskutieren und dann entscheiden, wie wir uns positionieren. Wir freuen uns über eine lebendige Diskussion !

Systemische Anregungen für Soziale Arbeit mit geflüchteten Menschen

Hallo,

ich möchte die Plattform des Blogs heute nutzen, um auf einen Artikel von Egger und Walter (siehe Anhang) aus der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung (Ausgabe vom Juli 2015, Jg. 33 (3), S. 102-108) aufmerksam zu machen. Darin wird beschrieben, mit welchen Fragen der Fokus im Gespräch mit geflüchteten Menschen darauf gelegt werden kann, welche Stärken der Migrationsprozess hervorgebracht hat und welche Kompetenzen für die Bewältigung aktueller Aufgaben und eine positive Lebensgestaltung genutzt werden können. Egger und Walter interessieren sich für Bewältigungs- und Gestaltungsgeschichten von Überlebenden mit Kriegs- und Fluchterfahrungen. Sie fragen danach, welche Mythen und Werte es den Menschen ermöglicht haben unter schwierigsten Bedingungen resilient zu bleiben. Sie setzen auf eine positive Konnotation von Herkunft und Ursprung. Sie listen in ihrem Artikel ganz konkrete Fragen auf, mit denen sie herausgearbeitet haben, wie der Übergang in das Unvertraute mit dem Erwerb ganz besonderer Lernerfahrungen verbunden war und sie zielen ab auf einen inneren Ausgleich zwischen der Verbundenheit mit der ursprünglichen Heimat und der Anpassung an Notwendigkeiten des Ziellandes.

Auch wenn der Artikel von Psychotherapeut_innen geschrieben ist, enthält er meiner Ansicht nach viele Anregung für eine systemisch ausgerichtete Arbeit mit geflüchteten Menschen.

Flucht-als-Kompetenzleistung

Judith Rieger

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